Verantwortungsvolle Aufgabe am Altar


Von Sabine Börchers
Sollte demnächst einer der Priester von Sankt Josef beim sonntäglichen Gottesdienst verhindert sein, kann es durchaus passieren, dass die Gläubigen im Altarraum eine Frau stehen sehen.
Seit Anfang des Jahres ist Regina Großhauser von Bischof Georg Bätzing offiziell beauftragt worden, Wort-Gottes-Feiern in der Pfarrei vorzubereiten und zu leiten. Während in ländlichen Gemeinden aufgrund des Priestermangels ehrenamtliche Frauen und Männer mittlerweile häufiger zum Einsatz kommen, soll Regina Großhauser mit einer Wort-Gottes-Feier einspringen, wenn einmal an einem der vier Kirchorte in der Pfarrei Sankt Josef keine Eucharistiefeier möglich ist. „Es ist schließlich unser Fest des Glaubens. Das sollten wir jeden Sonntag feiern können“, stellt die gelernte Krankenschwester fest, die diese Aufgabe ehrenamtlich übernommen hat.

Einer Eucharistiefeier darf sie, die bereits seit ihrer Jugend Kantorendienst in der Kirche macht, nicht vorstehen – das ist allein die Aufgabe der Priester. Stattdessen könne sie sich mit den Gläubigen darauf besinnen, dass Jesus unter ihnen ist, die vorgesehenen Lesungen vortragen und auch die Kommunion, gegebenfalls mit den Kommunionhelfern austeilen.
Feier mit Ministranten - und durchaus auch festlich
Es soll durchaus gewohnt festlich zugehen bei einer Wort-Gottes-Feier am Sonntag, mit den anderen liturgischen Diensten und den Messdienerinnen. Regina Großhauser trägt dabei eine Albe, ein langes weißes Gewand. Die Gebete und die Wortverkündigung werden vom Pult oder von einem anderen Ort mit Mikrofon gesprochen, der Altar wird in dieser Feier nur für den Kommunionteil genutzt.„Es gibt einen der Eucharistiefeier nachempfundenen liturgischen Ablauf für solche Feiern. Dennoch habe ich einen gewissen Gestaltungsspielraum“ erzählt sie. Statt einer Predigt hält sie ein Glaubenszeugnis, das sie selbst formulieren kann. Die Auseinandersetzung mit den Texten, die Auswahl der Passagen, all das helfe ihr, sich auch mit dem eigenen Glauben neu auseinanderzusetzen. „Ich könnte aber auch eine bereits vom Priester vorbereitete Predigt vorlesen oder eine Meditation mit den Gläubigen machen.“ Es gebe aber bestimmte Dinge, die natürlich den Priestern vorbehalten seien, etwa bestimmte Formulierungen wie „Der Herr sei mit Euch“.
„Es ist wichtig, dass wir Frauen uns in der Liturgie positionieren.“
Regina Großhauser
Ein Vierteljahr lang bereitete sich die gebürtige Fechenheimerin, die seit einigen Jahren schon in Sankt Josef als Kantorin und Kommunionshelferin aktiv ist, in einem Kurs im Hoch-Taunus-Kreis auf die Aufgabe vor. Pfarrer Uwe Michler und die Pastoralreferentin Simone Gerlitzki hatten sie gefragt, ob sie sich vorstellen könnte, eine solche Ausbildung zu machen. Seit Sommer übernimmt sie zudem auch Ministrantendienst in St. Josef und sagt dazu: „Ich finde es wichtig, dass wir Frauen uns in der Liturgie mehr positionieren.“
Der nächste Einsatz von Regina Großhauser wird der gemeinsame Bußgottesdienst aller vier Kirchorte am 18. März um 18.30 Uhr in Maria Rosenkranz Seckbach sein, den sie gemeinsam mit der Pastoralreferentin Simone Gerlitzki vorbereitet und gestaltet.
Während des Kurses konnte Regina Großhauser bei einer Feier in einem Altenheim ihre erste Wort-Gottes-Feier proben. Dabei sei ihr erst klar geworden, welche Präsenz ein Priester haben müsse, um die Gemeinde zu erreichen. In Maria Rosenkranz in Seckbach hatte sie dann ihren ersten Einsatz. „In der neuen Rolle habe ich mich zu Anfangs etwas fremd gefühlt“, sagt sie, vor allem, wenn sie die Sachen gemacht habe, die auch für sie immer mit einem Priester besetzt waren. „Die Texte mit meiner eigenen Frauenstimme zu hören, das war am Anfang schon seltsam.“
Nach den bisherigen Einsätzen erhielt sie positive Rückmeldungen aus der Gemeinde. Ein Gemeindemitglied habe ihr gesagt, es sei eine schlichte und dem Anlass entsprechend schöne Feier gewesen.