Ansprechpartner um die Ecke
Von Sabine Börchers
Elke Werner und Renate Becker hören zu. Sie nehmen Anteil an den Sorgen ihrer Klienten und sie nennen Ansprechpartner. Lösen können sie die Probleme in der Regel nicht. Doch oftmals helfen schon die Zuwendung oder ein guter Rat.
„Im großen und ganzen gehen die Leute zufriedener nach Hause“, sagt Elke Werner. Sie hat die Allgemeine Sozialberatung, die die Pfarrei St. Josef gemeinsam mit dem Caritasverband anbietet, vor fast zehn Jahren mit ins Leben gerufen. Damals hatte der Bischof die Gemeinden des Bistums dazu aufgefordert, Kirche vor Ort stärker sichtbar zu machen, mehr für die Menschen da zu sein. In zahlreichen Gemeinden gründeten sich seitdem solche Erstkontaktstellen, so auch bei den Josefinern.
Allgemeine Sozialberatung
Praktische Unterstützung, Vermittlung von Hilfsangeboten, neutraler Ratgeber in der Not - jeden Montag um 16 Uhr bieten die Ehrenamtlichen in Hilfe an.
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Einmal in der Woche montags – nach den Sommerferien wieder ab dem 6. August – bieten immer zwei ehrenamtliche Helfer ab 16 Uhr im Cäciliensaal der Pfarrei Rat und ein offenes Ohr für jedermann an. „Manchmal kommen viele, manchmal auch niemand“, berichtet Renate Becker, pensionierte Sozialarbeiterin vom Sozial- und Jugendamt der Stadt Frankfurt, die seit Dezember 2017 mitarbeitet. Insgesamt acht Ehrenamtliche teilen sich derzeit die Dienste in der Beratung. 30 Klienten seien im vergangenen Jahr mit ihren Anliegen gekommen, genauso viele wie im Jahr zuvor und vier mehr als 2015, nennt Elke Werner die Zahlen aus der Statistik.
Manche kommen einmal, weil sie Hilfe beim Ausfüllen von Behörden-Formularen benötigen, manche sind regelmäßige Besucher. „Oft sind es Wohnungsprobleme oder sozialrechtliche Fragen zur Grundsicherung. Viele haben Schulden, wir hören aber auch von Suchtproblemen oder psychischen Problemen“, schildert Elke Werner, die von Beruf Bankkauffrau war und zudem als Business-Coach gearbeitet hat, die Bandbreite der Anliegen. Meist können die Helfer an Fachstellen weitervermitteln, zu denen die Betroffenen direkt nicht unbedingt gegangen wären.
Ehrenamtliche werden ausgebildet
Damit die Beraterinnen wissen, wie sie die Gespräche führen sollten und welche Ansprechpartner die richtigen sind, wurden sie von der Caritas geschult. Darüber hinaus gibt es alle zwei Monate ein Dienstgespräch mit Karin Kaiser, der zuständigen Mitarbeiterin der Caritas. Bei dieser Gelegenheit nennt sie aktuelle Ansprechpartner, erläutert neue Gesetzgebungen oder bespricht mit den Ehrenamtlichen konkrete Fälle. Etwa den eines Mannes, dem eine Abschiebung drohte und der einen Anwalt benötigte oder jenen einer Frau mit Säugling, die ihren Mann verließ und Hilfe suchte.
Wir können Menschen in Not unterstützen
Elke Werner, Ehrenamtliche Sozialhelferin
Sie könne mit ihrem Einsatz der Gesellschaft etwas zurückgeben, begründet Renate Becker, warum sie sich nach dem Ende ihrer Berufstätigkeit für das ehrenamtliche Engagement entschieden hat. „Und wir können Menschen in Not unterstützen“, ergänzt Elke Werner. „Was aus den einzelnen Betroffenen wird, erfahren sie allerdings in der Regel nicht. Das liegt zum einen daran, dass die meisten Klienten nicht aus dem direkten Umfeld des Kirchortes kommen. „Da ist wohl die Hemmschwelle zu groß, dass jemand sie erkennen könnte. Obwohl die Beratung anonym ist und wir alle eine Schweigepflichterklärung unterschrieben haben.“ Zum anderen werden sie von den Beraterinnen in der Regel weiterverwiesen. „Wir haben auch schon jemanden zur Arbeitsagentur oder zum Sozialrathaus begleitet, aber das ist freiwillig und gehört nicht zu unserer Aufgabe“, erzählt Elke Werner. In einem Fall sollte der Betroffene, weil Unterlagen fehlten, plötzlich von 12 Euro im Monat leben. „Wir haben dann mit den Mitarbeitern eine Lösung gefunden.“
Solche positiven Ergebnisse sind aber die Ausnahme. In der Regel müssen sich die Berater auf eine Faustregel verlassen: „Wenn die Leute nicht wiederkommen, heißt das, dass sie Hilfe gefunden haben.