Auf Gottes Wegen an den Main
Von Sabine Börchers
Sein Vorname hat für Pater Osita Jude Okeke eine besondere Bedeutung. „Osita heißt übersetzt so viel wie: wenn es heute gut geht, geht es weiter“, erzählt der Nigerianer, der seit dem 1. Oktober 2019 neuer Pfarrer in St. Josef ist. Seine Mutter habe ihn nicht grundlos so genannt.
„Ich war als Baby schwer krank und meine Mutter hat damals für mein Leben gebetet und Gott versprochen, wenn er mich rettet, würde ich einmal Priester werden.“ Erzählt hat sie ihrem Sohn davon erst kurz vor seiner Priesterweihe am 23. Juli 2005. Aber Okeke glaubt fest daran, dass sein Weg vorgezeichnet war.
Er wurde in ein reiches Elternhaus in dem kleinen Ort Onitsha im Süden Nigerias geboren. Am 16. Dezember 1984 habe er dort die Erstkommunion empfangen, erzählt er. Das Datum hat er nie vergessen. Denn einen Tag später habe ein Feuer alle Geschäfte seines Vaters auf dem Markt vernichtet. „Ich musste von da an nach der Schule Obst und später Kleidung verkaufen, um der Familie zu helfen.“ Seinen Schulabschluss konnte er nur auf einer Ordensschule machen, eine andere Einrichtung konnten die Eltern sich nicht mehr leisten. „Hätte es das Feuer nicht gegeben, dann wäre ich sicher auf eine Privatschule gegangen.“ So kam er ins Internat, beendete seine Schule dort und entschied sich, anschließend in den katholischen Orden „Sons of Mary Mother of Mercy“ einzutreten und das Priesterseminar zu besuchen.
Okeke betreut acht Gemeinden in der Diözese Augsburg
Der Orden sorgte auch dafür, dass Pater Okeke 2009 nach Deutschland ging, wo sein Ordensoberer ebenfalls studiert hatte. Er besuchte einen Deutschkurs in der Akademie Klausenhof Hamminkeln und absolvierte die Mittelstufenprüfung im Fach Deutsch in der Inlingua Sprachschule in Frankfurt. Danach folgte ein Aufbaustudium, das Lizentiat der Theologie (LIC. THEOL) an der Philosophisch-Theologische Hochschule Sankt Georgen in Oberrad. Seine ersten praktischen Erfahrungen nach dem Studium sammelte er, ebenfalls auf Wunsch des Ordens, in der Diözese Augsburg, wo er in einer zusammengeschlossenen Pfarrei gleich acht unterschiedliche Gemeinden betreute.
Wir tun immer so, als sei Nächstenliebe freiwillig, für Christus aber ist sie eine Pflicht.
Pfarrer Okeke
„Natürlich wäre es einfacher gewesen, gleich nach dem Studium mit der Promotion zu beginnen, aber die Arbeit in der Pfarrei war eine gute Erfahrung für mich“, sagt er heute. Sein Studium in Sankt Georgen hat er nun für die Promotion wieder aufgenommen und dafür in Sankt Josef eine halbe Stelle angetreten. In der übrigen Zeit beschäftigt er sich mit dem Thema Eucharistie, genauer gesagt mit ihrer sozialen Dimension als Sakrament der Nächstenliebe. „Wir tun immer so, als sei Nächstenliebe freiwillig, für Christus aber ist sie eine Pflicht“, sagt Pater Okeke.
Fernweh nach Nigeria
Für ihn selbst betrifft das ganz besonders die Kinder. Als er Regens im Gymnasium seines Ordens in Nigeria war, habe er schnell festgestellt, dass viele der Kinder ohne diese Einrichtung gar nicht zur Schule gehen könnten. „Seitdem setze ich mich für die Kinder in meiner Heimat ein.“ Das macht er auch von Sankt Josef aus. Natürlich vermisst er im schmuddeligen deutschen Winter Nigeria, seine Familie und Freunde. „Daheim ist daheim“, sagt er lachend und versucht, so oft wie möglich afrikanische Gerichte zu kochen, um dem entgegenzuwirken. Das Leben in seiner Heimat sei lebendiger, erzählt er. „Man spürt die Menschlichkeit, trotz aller Armut und Schwierigkeiten. Und die Menschen dort haben noch Zeit für Gott. Sie glauben, dass sie ihn brauchen und beten viel für ihr eigenes Schicksal.“ So wie seine Mutter einst für ihn betete.