Unbekanntes Deutschland - Zwischen Bad Muskau und Zittau
Von Hans-Peter Brack
Unter diesem Motto stand die von dem Limburger Reiseunternehmen „Tobit-Reisen“ organisierte Gemeindefahrt unserer Pfarrei in die Oberlausitz. Und die Reisegruppe aus dem Frankfurter Osten fand tatsächlich ein unbekanntes Deutschland vor. Es war wie das Eintauchen in eine neue Welt; auch wegen der vielfach unbekannten Kultur der Sorben.
Bereits auf der Hinfahrt machten die Leute von St. Josef Bekanntschaft mit der sorbischen Sprache. In dem zweisprachigen Ort Panschwitz-Kuckau wurden wir auf Sorbisch zur Führung durch das in der Mitte des 13. Jahrhunderts gegründete Kloster St. Marienstern begrüßt. Seit der Klostergründung leben und arbeiten die Zisterzienserinnen in St. Marienstern.
Busfahrer Alex fuhr uns nach der Besichtigung der Abtei nach Cottbus-Willmersdorf, wo wir zunächst Quartier nahmen. Willmersdorf war dann auch Ausgangspunkt für weitere Besichtigungen. Am nächsten Tag stand nämlich der herrliche Park des Fürsten Pückler in Bad Muskau auf dem Programm. Nachmittags war der Besuch des sorbischen Dorfes Schleife angesagt, wo uns die Ortsgeschichte, die Zweisprachigkeit, die Architektur, Kunst und Kultur der Sorben näher gebracht wurden.
Region durch die sorbische Kultur geprägt
Der Sonntag war der Stadt Bautzen – Zentrum der sorbischen Kultur – vorbehalten. Nach der Eucharistiefeier, die wir mit der Gemeinde der Liebfrauenkirche feierten, und einer längeren Pause stand die Führung durch die Stadt und den Dom St. Petri auf der Agenda. Hierbei erfuhren die Reisenden aus dem Osten Frankfurts, dass St. Petri die älteste und eine der größten Simultankirchen Deutschlands ist. Katholiken und Lutheraner teilen sich das Gotteshaus im gegenseitigen Respekt voreinander. Nachdem unsere Gruppe von Bautzen Abschied genommen hatte, ging es weiter nach Görlitz, wo wir bis zum Ende der Fahrt untergebracht waren.
Am darauf folgenden Tag hatte die Reisegruppe die Gelegenheit, in Herrnhut die Herrnhuter Gemeine (nicht Gemeinde) kennen zu lernen. Höhepunkte waren hierbei der Besuch des großen Kirchensaals – wo wir am Mittagsgebet teilnahmen – und des Gottesackers, also des Friedhofs der Herrnhuter Gemeine, wo auch der Gründer der Glaubensgemeinschaft, Graf Zinsendorf, bestattet wurde. Obercunnersdorf war die nächste Anlaufstelle. Ein Ort mit einer architektonischen Besonderheit. Obercunnersdorf schmückt sich mit mehr als 250 Umgebindehäusern. Das Umgebindehaus verdankt seine Existenz einer Mischbauweise aus slawischem Blockhaus und fränkisch-hessischem Fachwerk, das vielfach mit Schieferschindeln verkleidet wurde. Hieraus und aus den gepflegten Gärten resultiert ein äußerst malerisches Dorfbild. Gegen Abend ging es dann nach Ostritz, direkt an der Neiße gelegen. Dort konnte unsere Gruppe das Kloster St. Marienthal besichtigen. Auch dort leben und arbeiten seit der Gründung des Klosters Zisterzienserinnen. Wobei anzumerken ist, dass die Ordensfrauen von St. Marienthal dort schon länger wirken als die Schwestern von St. Marienstern.
Am fünften Tag der Reise war Zittau angesagt. Neben den stattlichen Gebäuden dieser Stadt seien hier das große und das kleine Fastentuch hervor zu heben. Zwei bildliche Darstellungen des Lebens und Leidens Jesu, die seit dem Mittelalter während der Passionszeit vor die Altäre gehängt wurden. Nachmittags ging es mit der Schmalspurbahn ins Zittauer Gebirge, genauer nach Oybin. Hier hatte jeder Gelegenheit, seine Zeit nach eigenem Gusto zu verbringen; z.B. mit einem Besuch der Bergkirche oder der Burg- und Klosterruine auf dem Berg Oybin. Von dort war ein herrlicher Blick in die felsige Umgebung des kleinsten Mittelgebirges Deutschlands möglich.
Reisehighlight Görlitz
Anderntags blieben wir im Ort unserer Unterkunft, in Görlitz, der östlichsten Stadt Deutschlands. Eine äußerst sehenswerte Stadt. Neben Straßenzügen, die während der Gründerzeit errichtet wurden und heute größtenteils wieder hergerichtet sind, kann man im Altstadtbereich prächtige Häuser aus der Zeit der Gotik, der Renaissance und des Barock bewundern. Die Zeit war viel zu kurz, um alles ausreichend würdigen zu können. Ein nachmittäglicher Spaziergang führte die Leute von St. Josef zum Heiligen Grab. Im Mittelalter hatte ein Edelmann aus Görlitz eine Pilgerfahrt ins Heilige Land unternommen und dort das Grab Jesu besuchen können. So wie er es von dort in Erinnerung hatte, ließ er es in Görlitz aufbauen.
Am nächsten Tag hieß es dann schon wieder Abschied von der Oberlausitz nehmen. Die Heimfahrt wurde unterbrochen durch einen Besuch der berühmten Porzellanmanufaktur Meißen. Dort standen der Besuch der Schauwerkstätten und des Museums auf der Tagesordnung. Nach einer Stärkung im Café des Besucherzentrums ging es dann wieder gen Frankfurt, wo unsere Gruppe am frühen Abend gut ankam – bereichert um viele gute Eindrücke.