Von der Restaurierung zurück
Für viele Gemeindemitglieder ist das Tafelbild der Heiligen Familie völlig unbekannt, ist es doch seit der Eröffnung der Neuen Josefskirche in der Sakristei über dem Ankleidetisch zu finden. Nach erfolgter Restaurierung durch die Frankfurter Diplom-Restauratorin Maike Behrends war es pünktlich zum Fest der Heiligen Familie 2020 in der Josefskirche zurück und wurde der Gemeinde rechts des großen Chorbogens für 2 Wochen präsentiert. Inzwischen ist es wieder auf seinem PLatz in der Sakristei zurück. Die Restaurierung konnte aus noch vorhandenen Erlösen vergangener Flohmärkte finanziert werden.
Das Gemälde mit dem Titel "Die Heilige Familie bei der Arbeit" wurde von Robert Hieronymi während seines Aufenthaltes in Rom 1896/97 geschaffen. Hierzu ist folgendes in Roswitha Busch-Hofers Monografie zu Hieronymi zu lesen:
Das Gemälde war ein Auftrag von Regens Dr. Braun, Würzburg für ein Altarbild in der Würzburger Neumünsterkirche. Er lehnte Hieronymis Idee ab, dass Balken für ein Kreuz gezimmert werden. So zeigt Jesus (ursprünglich) nur auf ein Rechteck im Balken. Das Gemälde war in Turin unter anderen Motiven zum Thema "Hl. Familie" ausgestellt. Den dafür erzielten 1. Preis, den Papst Leo XIII. bereitgestellt hatte, konnte Hieronymi nicht entgegennehmen, da er kein Italiener war. Es ist unklar, warum das Altarbild nicht nach Würzburg kam, sondern am 8. August 1899 von der Pfarrei St. Josef, Frankfurt-Bornheim, für 2.200 Goldmark erworben wurde. Hieronymi komponierte im Nachhinein in den Balken eine Kreuzform hinein.
In unserem Pfarrarchiv findet sich auch keine Aufklärung darüber aus welchen Gründen das Bild nach Bornheim kam. Es gibt nur den Hinweis, dass Pfarrer Kilian Koenigstein es erwerben konnte und dass es am 14. April 1905 in der (alten) Josefskirche als "Familienaltar" aufgestellt wurde. Ein Hinweis zu der Zeit 1899 bis 1905 fehlt. Seit der Eröffung der Neuen Josefskirche ist das Bild in der Sakistei in die Rückwand der Kredenz eingefügt.
Von dem Motiv der Hl. Familie bei der Arbeit malte Hieronymi eine Wiederholung 1901 an die Wand in der alten Kirche in Falkenstein im Taunus und 1904 eine Grisaille (d.h. nur in Gautönen) in Mechernich bei Bonn. Beide Werke wurden im zweiten Weltkrieg mit den Kirchen zerstört.
Seit 19. November 1899 in der Josefskirche aufgestellt
Aus einem Artikel des "Frankfurter Volksbatt" vom 18. November 1899 erschließt sich, wann das Bild der Heiligen Familie in die Josefskirche kam.
EIN BILD DER HEILIGEN FAMILIE
Die St. Josephskirche zu Bornheim erhält am 19. d. einen neuen würdigen Schmuck, zu dem man sie von ganzem Herzen beglückwünschen kann. Es ist ein Bild der "heiligen Familie bei der Arbeit" von dem hiesigen Künstler Robert Hieronymi, welches als Altarbild für einen Nebenaltar dieser Kirche erworben wurde. Den Darstellungen der hl. Familie von Nazareth begegnet man in jüngster Zeit, besonders seit Errichtung und Verbreitung des Vereins der christlichen Familien, in großer Zahl, aber nur wenige finden sich unter ihnen, welche allen Anforderungen, die man an ein derartiges Bild stellen muß, ganz entsprechen, die also wirklich befriedigen.
Einen Beweis hierfür müssen wir in dem Umstande erblicken, dass auf Veranlassung des Papstes Leo CIII. zu Turin eine Ausstellung von Bildern der hl. Familie veranstaltet wurde, deren bestes der Papst mit einem Preise von 10.000 Frcs. zu prämiiren gedachte. Unter der großen Zahl der dort ausgestellten Bilder befand sich auch das Gemälde von Hieronymi, und es wurde sehr günstig beurteilt. Das hervorragenste Mitglied der Juri, Professor Marchisco von der Akademie zu Turin, bemerkte über dasselbe, daß es unter allen ausgestellten Werken das beste sei. Aber obwohl das Bild in Rom entstand, blieb der Maler als Nichtitaliener außer Konkurenz; der erste Preis wurde keinem der übrigen Austeller zuerkannt.
Das Bild der hl. Familie von Hieronymi unterscheidet sich von den anderen bekannten Darstellungen gleicher Art schon durch die ihm zu Grunde liegende erhabene Idee. Der Maler ist bemüht, das christlich-soziale Leben im ganzen Ausdruck des Bildes wie in den einzelnen Figuren zu idealisieren; sodann bildet bei seinem Werke in zutreffender Weise der Heiland, der Gottessohn, den Mittelpunkt und die Hauptperson, während bei den meisten anderen Darstellungen der hl. Familie die Person des göttlichen Kindes mehr in den Hintergrund tritt, wenn nicht gar nebensächlich behandelt wird. Hier ist Jesus als Mittelpunkt der christlichen Familie gedacht, der die Arbeit gibt, leitet und segnet. Durch seinen Blick auf den Beschauer fordert er denselben auf, ihm zu folgen, wie ihm der hl. Joseph mit den Werkzeugen in den Händen bereitwilligst folgt.
Die an Joseph gerichtete Aufforderung zur Nachfolge ist in sinniger und verständnißvoller Weise durch die auf seinen Arm gelegte linke Hand des Herrn zum Ausdruck gebracht. Eine herrliche Gestalt ist die des hl. Joseph, des arbeitsamen Zimmermannes in seinem schlichten Gewande. Er ist im Begriffe, eine Arbeit zu vollenden, zu der Christus die Werkzeichnung auf Holz gemacht hat. Bedeutungsvoll ist die Kreuzform der Zeichnung, die einen Hinweis bildet auf das Kreuz und die Mühsal der Arbeit. Dorthin ist der Blick des hl. Nährvaters gerichtet.
Maria, die allerseligste Gottesmutter, bietet das Bild einer anmutigen, fleißigen und frommen Hausfrau. Während sie spinnt und kocht, ist ihr Blick auf ihren göttlichen Sohn gerichtet, und sie lauscht seinen Worten und Belehrungen, die er mit der Arbeit verbindet. Die Lilien zur Seite deuten auf die Unschuld der einzelnen heiligen Personen, wie auch auf das reine gottgeweihte Familienleben. Im Hintergrund des Bildes erblicken wir einen Bau, für den St. Joseph das Holz zurichtet. An einem Balken ist noch der letzte Teil der Arbeit (eine sogenannte Fußschwelle) nach einer Zeichnung des Herrn zu vollenden. Die Landschaft ist aus der Umgebung Roms genommen.
Wo stand der Seitenaltar?
Wo der Seitenaltar der hl. Familie seinen Platz in der alten Josefskirche hatte ist heute nicht mehr bekannt. Sicherlich war er in einer der Seitenkapellen oder in einem der beiden Seitenschiffe aufgestellt. Das rechte Seitenschiff der alten Kirche wurde 1932 zur Sakristei umgebaut, während das linke Seitenschiff für den Bau der neuen Josefskirche abgerissen werden musste.
Skizzen zur Heiligen Familie und Wiederholungen des Motives
Weitere Bilder sehen Sie in der Bildergallerie, die Sie mit einem Klick auf das Symbol in der rechten oberen Bildecke erreichen.