Der Ermöglicher
Von Sabine Börchers
Am 30. April, um 17.30 Uhr, hat die Pfarrei Martin Dorda mit einem Gottesdienst in der Josefskirche in den Ruhestand verabschiedet. Der langjährige Gemeindereferent von St. Josef konnte sich Schritt für Schritt auf diesen Tag einstimmen und schon mal erproben, wie er mit der Rührung umgeht, die nach 17 Jahren Mitarbeit in St. Josef und ausführlichen Dankesreden aufgeommen ist.
Denn die vielen einzelnen Gruppen, in denen er sich engagierte, hatten längst angefangen, von ihm Abschied zu nehmen. Etwa der Ortsausschuss von Sankt Josef, in dem er seit vielen Jahren nicht nur als Vertreter der Hauptamtlichen saß, sondern sehr engagiert mitarbeitete. Oder die Messdiener, die er erst 2016 übernahm, dann aber mit so viel Einsatz führte, dass er im Jahr darauf 19 neue Messdiener begrüßen konnte und zwischenzeitlich insgesamt 60 von ihnen betreute. „Wenn man sich um die Menschen bemüht, dann sind sie auch da“, lautet seine schlichte Begründung für die große Zahl. Als die üblicherweise von Limburg angebotene Messdienerfahrt nach Rom ausfiel, organisierte er sie kurzerhand selber. Auch Mittagessen, Adventsfeiern und Messdienerwochenenden standen bei ihm auf dem Programm.
DREIEINHALB JAHRE DIENSTLICH UNTERWEGS - INSGESAMT
Das letzte dieser Wochenenden mit ihm ging in die Jugendbildungsstätte des Bistums, ins Karlsheim Kirchähr. „Da war ich über 30 Mal“, erinnert er sich und hat gleich noch eine beeindruckende Zahl parat: In der Summe sei er rund 3,5 Jahre dienstlich unterwegs gewesen, zu Wochenenden, Freizeiten, Klassenfahrten, Klausurtagen oder ähnlichem. Martin Dorda ist ein Zahlen- und Datenmensch. Wer in der Pfarrei wissen will, wie viele Menschen den Gottesdienst am Sonntag besucht haben, brauchte nur ihn zu fragen. Seine Exeltabelle gibt Auskunft. Die Daten sammelte er aber immer mit dem Hintergedanken, die Situation besser einschätzen zu können und daraus Visionen für die Zukunft zu entwickeln: „Ich weiß, dass wir nicht alle Gläubigen ansprechen können, aber ich finde, wir dürfen uns nicht mit dem begnügen, was da ist.“ Lieber sieht er sich als Ermöglicher, der anderen gerne neue Erfahrungen bietet.
Eigene Erfahrungen sammelte er nach dem Studium in Mainz als junger Gemeindereferent zunächst in Hattersheim. „Da war ich noch nicht in der Lage, selbst eine Kommunionsstunde zu halten.“ Es folgten sechs Jahre in der Gemeinde Heilig Kreuz in Bornheim, die später mit St. Josef fusionierte. Schließlich ging er für 15 Jahre nach Nied, wo er in dem kleinen Gemeindebüro Dreifaltigkeit sehr selbstständig arbeiten konnte und zugleich für alles zuständig war. Für ihn sei das die beste Zeit gewesen, sagt Martin Dorda im Rückblick. „Es war einfach ein glücklicher Zeitpunkt. Die Gemeinde wuchs. Damals gründeten wir einen Familienkreis, der nicht nur das Gemeindeleben gepuscht hat, sondern auch heute noch besteht.“ Das von ihm eingeführte jährliche Zeltlager sei zuletzt eine halbe Stunde nach Anmeldebeginn bereits ausgebucht gewesen.
Wenn man sich um die Menschen bemüht, dann sind sie auch da.
Martin Dorda, früherer Gemeindereferent
Auf die Fahrten ins Zeltlager musste er ab 2006 verzichten, nachdem er nach St. Josef gewechselt war. „Hier sollten keine Hauptamtlichen teilnehmen. Ich bin manchmal nur für die Gottesdienste hingefahren.“ Zuständig war er in St. Josef für die Jugend, die Pfadfinder und die Firmung, aber auch für Soziales – er gründete mit der Caritas die bis heute bestehende Sozialberatung – und die Öffentlichkeitsarbeit der Gemeinde.
Zur Fusion mit Heilig Kreuz 2007 berief er ein Jugendforum ein und entwickelte mit rund 35 Teilnehmern Visionen für eine gemeinsame Zukunft. Die daraus entstandene Mitarbeiterrunde gibt es bis heute. Sie zählt zu den Gruppen, die für Martin Dorda eine besondere Rolle spielen. Wie auch die Pfadfinder, die sich 2020 leider auflösten. „Ihre Kreativität und Dynamik habe ich sehr geschätzt, und die gemeinsamen Erlebnisse auf Lagern, aber vor allem beim Ironscout.“ Aber auch das Institutionelle Schutzkonzept zur Prävention vor sexualisierter Gewalt, das er 2019 mit einer Arbeitsgruppe für St. Josef erstellte, war ihm wichtig.
ZELTLAGER & KINDERFESTE - DORDAS ENKELKINDER SOLLEN DIESE ANGEBOTE NUTZEN KÖNNEN
Während der 30 Jahre Religionsunterricht in unterschiedlichen Grundschulen beschränkte sich Dorda nicht auf die Glaubensverkündigung, sondern brachte sich auch als Freizeitpädagoge ein: „Ich war allein acht Mal mit auf Klassenfahrt. Ich kenne die Wegscheide in und auswendig.“ Die Fahrten in die Natur, ob in den Spessart, nach Frankreich oder Italien, ziehen sich durch sein gesamtes Berufsleben. Nun im Ruhestand lockt ihn daher der eigenen Wohnwagen am Badesee, aber auch die Aussicht auf mehr Zeit mit der Familie, vor allem den vier Enkelkindern. Auch für sie hofft Martin Dorda, dass Angebote wie das Kinderzeltlager in St. Josef weiter existieren, wenn er nun nicht mehr da ist. „Zumal meine Nachfolge noch nicht geklärt ist.“ Da fällt das Loslassen noch ein bisschen schwerer.
